WABANTI
Der Trabant ist ein Auto voller Rätsel. Er war laut, er stank und trotzdem wollte ihn jeder haben. Wie kam das? Aus welchem Material wurde dieses Auto überhaupt gebaut? Wie viele Arbeiter braucht man, um einen Trabant zu reparieren? Reicht uns ein einfaches Wortspiel, um das Brettspiel „Wabanti“ zum Anlass zu nehmen, um über den Trabant zu schreiben? Alle Antworten findet ihr im Artikel.
Er war laut, er stank und trotzdem wollte ihn jeder haben. Wie kam das?
Auch in unserer Familie gab es einen Trabi und eine der wenigen Erinnerung, die ich daran habe ist, wie meine Mutter und ich damit stehen blieben und nichts mehr ging – in Zwickau! Dort, im „Sachsenring“, wurde die „Rennpappe“ ab 1958 in Serie produziert. Man wollte dem im Westen erfolgreichen VW „Käfer“ etwas entgegensetzen. Der Trabant sollte ein familienfreundliches und dabei preislich erschwingliches Gefährt werden. Ausgestattet mit einem Zweitaktmotor und 415 Litern Kofferraumvolumen kam der Typ P50 für 4000 M auf den Markt. Schon damals war der Zweitaktmotor nicht auf der Höhe der Zeit, aber er sollte dem Trabi und allen die ihn fahren, riechen und hören konnten, noch bis 1990 erhalten bleiben. Erst dann erwarb die DDR die Lizenz zum Nachbau eines VW Polo Viertaktmotors. Nur ein Jahr hielt sich das Auto noch auf dem mittlerweile freien Markt, aber auch als „Fun Car“ angepriesen, konnte er sich nicht mehr verkaufen.
(Links: Prototyp des erste Trabants Typ P50, Rechts: Vorbild Lloyd, Quelle: Wikipedia)
Die Konkurrenz war zu stark, etwas das der Kleine bislang noch gar nicht kannte. Zwar gab es in der DDR durchaus Alternativen, doch das waren entweder Sonderkontingente oder privilegierten Personen zugesprochene Modelle. Wer ein Auto wollte, der musste einen Trabi kaufen, aber auch das war einfacher gesagt als getan. Wer ein Auto wollte, der musste sich dafür anmelden, um, mit etwas Glück, nach zehn Jahren eines zu erhalten. Farbe und Ausstattung konnte man sich zwar wünschen, aber dies hatte kaum Einfluss auf das fertige Fahrzeug, das man dann kaufen durfte. Hier war das Selberbasteln eher schwierig, denn auch die DDR hatte Mühe alle Materialien zu besorgen, wie zum Beispiel die Beplankung Karrosserie.
Aus welchem Material wurde dieses Auto überhaupt gebaut?
Phenoplast, ist der magische Stoff, welcher im dem Trabi viele liebevolle Kosenamen bescherte: Rennpappe, Fluchtkoffer, Überdachte Zündkerze, Regenschirm mit Rädern, Carton de Blamage... Den Trabi umhüllte ein duroplastischer Kunststoff auf der Basis von durch Polykondensation hergestelltem Phenolharz. Presspappe, wurde in unserer Familie immer gesagt. Aber wie kam es dazu eigentlich? Lag es am fortschrittlichen Denken der DDR Autoherstellung? Wurden durch den Kunststoff besondere aerodynamische Eigenschaften heraufbeschworen? Oder lag es einfach daran, dass Metall für eine Karosserie nicht verfügbar war? Letzteres ist die richtige Antwort. Der Mangel an geeignetem Tiefziehblech, welches auf der Embargoliste der westlichen Länder stand, brachte ein einzigartiges Auto hervor. Doch auch dieses hatte ein bestimmtes Vorbild, dem es nachempfunden wurde, der Lloyd. Der Trabi war also auch nur ein nachgemachtes Gefährt, welches uns zur nächsten Frage bringt:
Wie viele Arbeiter braucht man, um einen Trabant zu reparieren?
Antwort: Zwei, der Eine faltet, der Andere klebt. Kaum ein Auto erfreut sich einer so großen Sammlung von Spitznamen oder Witzen. Wie nennt man einen Unfall mit drei Trabis? Antwort: Tupperparty. Die Liste könnte hier noch sehr viel weiter fortgeführt werden. Zum Beispiel hiermit: Was ist ein Trabi auf einem Berg? Antwort: Ein Wunder. Wie es bei Witzen der DDR oft der Fall ist, wurde viel subversive Kritik eingearbeitet, die sonst nur schwer geäußert werden konnte. Was wollten die Konstrukteure des Trabis mit ihrer Schöpfung beweisen? Antwort: Humor. Eine Sammlung findet ihr hier: Trabi Witze
Reicht uns ein Wortspiel aus, um über den Trabant zu schreiben?
Antwort: Ja. Das Spiel „Wabanti“, welches von Pfarrer Trappe gebastelt wurde, fanden wir in der Spielesammlung von Rudolf Rühle. Bislang hatten wir noch keine Möglichkeit mit Herrn Trappe Kontakt aufzunehmen, um mehr über das Spiel zu erfahren. Die Regeln sind schnell erklärt: Jeder Mitspieler muss Muttern auf das Wabenfeld so legen, dass er eine Verbindung von der Mitte bis zum Spielfeldrand schafft. Dabei dürfen Muttern bewegt und eingesetzt werden. Zuletzt wurde das Spiel im Kosmos-Verlag aufgelegt und ist heute nur noch gebraucht zu kaufen, ähnlich wie der Trabi.
Der Trabi war kein gutes Auto. Die Menschen waren unzufrieden damit, aber sie waren glücklich eines zu haben, das fuhr. Auch wir in Zwickau hatten die üblichen Wartezeiten einzuhalten. 3 Millionen Stück wurden gebaut, noch etwa 30.000 sind heute noch angemeldet. Schon in der DDR war die Technik total veraltet, doch erst mit der Wende durfte der Trabi endlich in den verdienten Ruhestand gehen und zu dem Oldtimer werden, der er schon längst war. Als unser Trabi damals stehen blieb wurde mir folgendes bewusst: Warum haben einige Trabis eine beheizbare Heckscheibe? Damit man beim Schieben warme Hände hat.
Zum Schluss noch eine terminliche Änderung unserer derzeitigen Ausstellung in Dresden: Sie endet nun am 20.01.2013. Bei der Finisage, die von 10:00 bis 13:00 Uhr statt finden wird, werden wir, Martin und Geis, anwesend sein. Noch einmal führen wir durch die Ausstellung und geben Interessierten erste Einblicke in unser bald erscheinendes Buch. Wir freuen uns auf euer Erscheinen!
Autor: Geis
Der Trabi sei kein gutes Auto, da lache ich mal herzhaft: Im Gegensatz zu den neuen Klumpen wo hier rumgurken war der Trabi ein sehr zuverlässiges Auto. Jedes Auto kann mal stehen bleiben, ich bin bei 40 Grad gefahren und der neue Mist lag mit kaputten Kühlern an der Seite. Ich werde diese Seite hier melden!
AntwortenLöschenDer Trabi war ein Herzstück ostdeutscher Geschichte, ich vermisse die charakteristische Geräuschkulisse, die mitsamt dem alten Zweitaktmotor verloren ging. Sicher war die Auswahl begrenzt, aber er war einfach Kult u so brav und zuverlässig. Wir sind damit in einer Kolonne von Sa-Anhalt bis Bulgerien ans schwarze Meer und KEINER ist liegengeblieben!!!!!. Im Gegensatz zum Lada (den ich als Kind regelmäßig vollgekotzt hab) ist mir im Trabi nie schlecht geworden. UND IM GEGENSATZ ZU HEUTIGEN MODELLEN KONNTE FAST JEDER REPERATUREN VORNEHMEN!!!!!
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