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Krieg und Spiel in der DDR

NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Stratego - Krieg und Spiel 
STRATEGO

Torsten Jupe bastelte sich das Spiel „Wer da?“ nach, einem Vorläufer von Stratego. Bei seiner Lehre zum „Vollmatrosen der Handelsschifffahrt“ wurde das Spiel aber nur „knurrend akzeptiert“, schilderte er uns. Wir fragten ihn und Lothar Schubert, wie das mit der paramilitärischen Grundstimmung im Land zusammen passte?


„Krieg“ war noch in den 70er und 80er Jahren der DDR präsenter und näher, als er für Viele heute ist. Jeder männliche Erwachsene wurde zum Wehrdienst bei der NVA eingezogen, oder musste als Bausoldat 18 Monate arbeiten. Einen zivilen Ersatzdienst gab es nicht und wer sich traute gänzlich zu verweigern wurde eingesperrt. 1978 führte man mit Beginn des neuen Schuljahres für die 9. und 10. Klassen ein neues Fach ein: „Wehrkundeunterricht“. Man bereitete sich in der DDR in jeder denkbaren Weise auf den Krieg vor, sei es durch Wettrüsten oder dem Drucken von militärischen Geschichten für Kinder. Der Staat bekam vor allem von Seiten der Kirche Widerstand zu spüren, die in offenen Briefen und regelmäßigen Versammlungen Pazifisten des ganzen Landes und darüber hinaus sammelten, um sich für den Frieden auszusprechen. Krieg war ein Thema, wie wir es von NACHGEMACHT so nicht kennen und im Gespräch mit Bastlern erst wieder deutlich gemacht bekamen.

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Bei unserer Recherche stellten wir jedoch immer wieder einen Widerspruch fest: Kriegsspiele wurde nicht gern gesehen, weggenommen oder man traute sich gar nicht erst, diese zu basteln. In einem Spielebuch aus der Zeit wurden nur Spiele vorgestellt, die dem „humanistischen Gedankengut“ entsprachen. Im Gespräch mit Lothar Schubert fanden wir die Textpassage und kamen mit ihm und seinen persönlichen Erfahrungen zur NVA-Zeit ins Gespräch. Doch auch er konnte sich keinen Reim auf die Widersprüchlichkeit machen. Jedoch sagte er, dass es vor allem strategische Spiele waren, wie Risiko, die nicht gern gesehen wurden. Hatte der Staat Angst vor guten Strategen?
 
    
Wir gaben die Frage weiter an Torsten Jupe, der in seiner eigenen Zeit bei der NVA darauf verzichtete „Wer da?“ mitzunehmen, sondern sich mit den Kameraden ein harmloseres Malefiz bastelte, welches wir bald noch vorstellen werden. Seine Erklärung war so simpel, wie treffend. Er schrieb uns:
Nachdem ich mit einem Schulfreund Ende der 70iger Jahre dieses Spiel im Original mehrmals gespielt hatte, war die Begeisterung für ein Spiel das einfach anders war als "Mensch ärgere dich nicht" oder "Rommè" riesig. Also wurde es nachgebaut, erweitert, und mit auf "Reisen" genommen. Die mürrische Akzeptanz von Seiten der Erzieherischen Obrigkeit war sicher auf die altdeutsche sowie altmilitärische Herkunft und Begrifflichkeit zurückzuführen. Vielleicht hätte man Dienstgrade der NVA wählen sollen, um den Zeitlichen Bezug wiederherzustellen.“

Möglicherweise wurde also das Spiel beäugt, weil es ideologisch nicht der Linie das Staates folgte. Ein „Mensch ärgere dich nicht“ hätte er sicherlich auch mit zur NVA nehmen können, solange man den Figuren keine kriegerischen Absichten oder sogar eine bestimmte Rolle zugewiesen hätte. Hätten sich hier Russen, Amerikaner, Deutsche oder Franzosen gegenseitig rausgeschmissen, hätte das Spiel wohl ähnliche Aufmerksamkeit, wie „Wer da?“ erregt, auch wenn es letztlich als Spiel weniger Spaß gemacht hätte. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt, nur mussten die Bastler aufpassen, wenn sie dieser freien Lauf ließen.

Wir möchten die Frage weitergeben und erhoffen uns weitere Antworten: „Wie kam es, dass kriegerische Spiele nicht gern gesehen waren, obwohl der Staat selbst die Bevölkerung auf den Krieg vorbereitete?“ Schreibt uns bitte eure Antworten in das Kommentarfeld unten, oder hinterlasst uns einen Post bei Facebook.

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Autor: Geis

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