MONOPOLY
Aus Geschichte werden Geschichten und so möchten wir an unseren Artikel vom Sonntag anknüpfen. Siegfried schickte uns sein kopiertes Monopoly und die ganz persönlichen Erinnerungen daran.
Im letzten Artikel schrieben wir über Erinnerungen und wie aus ihnen Geschichten werden. Der Brief von Siegfried an uns zeigt, wie man anhand der simplen Geschichte von der Kopie eines Monopoly-Spiels einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelten der 70er Jahre der DDR gewinnen kann.
Irgendwann im Jahre 1977 bekam ich die Gelegenheit einmal Monopoly zu spielen. Damals, ich war noch ein sehr junger Offizier, wusste ich natürlich die Verwerflichkeit dieses Tuns einzuschätzen, fand aber Gefallen an dem Spiel und nach langem Hin und Her mit dem Eigentümer, durfte ich es für einen Abend ausleihen, um, wie ich immer wieder betonen musste, im engsten Familienkreis mal ein Spielchen zu wagen. Mein engster Familienkreis war in Mecklenburg und ich in Dresden. Doch der Sinn stand mir an dem einen Abend der Ausleihe gar nicht nach Spielen, sondern ich wollte es Kopieren. Als Fotoamateur traute ich mich und so kam ich in den Besitz des Spielplanes und der vielen Karten.
Die Spielfiguren und das Geld entnahmen wir anderen Spielen, bzw. Kinderspielgeld aus dem Kinderkaufmannsladen tat es auch. Für Häuser mussten Zweier-Lego-Steine (rot) herhalten und die Weißen für Hotels. Aufgeklebt wurden die Fotokopien auf die stabile Pappe, die in den damaligen Fotopapierverpackungen enthalten war. Um den Plan auch faltbar zu machen, wurden Stoffreste in Latex-Bindemittel getränkt und sorgfältig als Falz verarbeitet. Um es nicht gar zu offensichtlich im Spieleschrank liegen zu haben, wurde der Karton eines anderen Spiels als Verpackung gewählt.
Mit dem nun entstandenen Spiel haben wir uns viele Abende und Nächte dem Spielteufel ergeben und kurzweilige Stunden verbracht. An eine Nacht kann ich mich noch genau erinnern: Es war Silvester von 1979 auch 1980. Meine Schwester war damals in Dresden zu Besuch und es war die Nacht des garstigen Winters, Stromausfall und was dazu gehört. Bei Kerzenlicht störte es uns wenig, denn das Spiel hat uns so gefesselt. Erst am Neujahrsmorgen bekamen wir es mit. Die Wohnung war kalt, das Licht kam schon wieder durchs Fenster, doch wir hatten alle rote Wangen. Der Stromausfall hielt noch Tage und neue Kerzen gab es die nächste Tage nur mit Glück. Auch wenn es lange her ist, meiner Schwester und mir sind diese Nacht und die folgenden Abende noch immer in frischer Erinnerung.
Mit freundlichen GrüßenSiegfried
Wir möchten Siegfried herzlich für diesen Brief danken und werden auch sein Spiel ab dem 05. Mai im Deutschen SPIELEmuseum in Chemnitz (und ab Herbst in Nürnberg) ausstellen. Auf den Fotos kann man nur erahnen, wie das Spiel beschaffen ist, denn hält man es in Händen, fällt einem die frappierende Ähnlichkeit im Vergleich zum Original auf. Grund dafür ist, dass das Spiel tatsächlich fotokopiert wurde und die einzelnen Kärtchen sich im Vergleich zu den Originalen ähnlich schwer und edel anfühlen. Außer die Farbe, die fehlte darauf und wurde eigenhändig nachgemalt. Danke für dieses besondere Stück Geschichte!
Autor: Geis
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