RAUSSCHMEISSER
Not macht erfinderisch. Eine häufige Antwort auf unsere Frage: “Warum wurden Spiele nachgemacht?” war, dass die Spiele, die es gab, oftmals zu langweilig waren. Man sehnte sich nach komplexeren Spiele-Welten. Was läge da also näher als die vorhandenen Spiele ein wenig aufzumotzen? Wir haben eins gefunden.
Wer den Begriff des “Mods” kennt, der kennt ihn vor allem aus der Computerspieleszene. Bastler und Fans von Spielen aller Art schreiben dabei ihre Lieblingsprogramme einfach um, Verändern ihre grafische Erscheinung und bauen neue Spielvarianten ein. Sie erstellen sozusagen einen individuellen Remix. Das Wort “Modding”, oder “Mod” steht kurz für Modifikation. Auch bei NACHGEMACHT treffen wir auf solche Mods, die leider nicht immer vollständig erhalten sind, wie bei dieser einzigartigen Variante des “Mensch-ärgere-dich-nicht”-Ablegers “Rausschmeißer”. Das Originalspiel selbst war also auch schon eine Variante eines anderen Spieles, aber selbst das war Hartmut und seinen Kindern noch nicht spannend genug.
Sie bemalten das Spielbrett und ließen den Spieler in eine Welt aus Gangstern, Polizisten, Hunden und Bauern eintauchen, die sich ganz in der Manier des Originals über das Spielfeld jagten und gegenseitig rausschmissen. Eine entscheidende Änderung des Regelwerks gab es jedoch: Man schmiss den Anderen nicht direkt hinaus, man nahm ihn vorerst gefangen und musste ihr an der entsprechenden Station abliefern. Allerdings konnte das nicht Jeder mit Jedem machen, dafür gab es eine bestimmte Reihenfolge: Gangster nahmen nur Bauern gefangen, Bauern hielten nur Hunde, Hunde bissen ausschließlich Polizisten und Polizisten nahmen wiederum allein Gangster gefangen. Wenn ein Bauer bereits einen Hund gefangen hatte, konnte dieser Hund nicht mehr setzen, er gehörte dem Bauern. Der wiederum konnte seinerseits immer noch von einem Gangster gefangen genommen werden, der daraufhin Bauer UND Hund hatte. Was anfangs noch sehr simpel war, wurde im Laufe der Zeit ein komplexes Spiel.
Harmut selbst hatte anfangs Schwierigkeiten sich an alle Details zu erinnern. Stück für Stück kamen die Regeln wieder zurück, aber das war nicht so wichtig. “Wenn die Spieler an ein Problem im Spiel stießen, wurden die Regeln demokratisch abstimmend verändert oder ergänzt.”, erzählte uns Harmut. Das Spiel blieb somit die ganze Zeit lebendig und die Regeln selbst wurden in den spielerischen Prozess eingebunden. Viele Computerspiele bieten auch heute noch den Spielern an, diese nach eigenem Belieben zu verändern, was “Open Source” genannt wird – direkt übersetzt: “Offene Quelle”. In Harmuts Familie sprudelte die Quelle der Ideen oftmals über, gut so, denn so sehen wir, wie ähnlich sich Spielen früher und heute immer nach wie vor sind.
Autor: Geis
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