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Monopoly Modding – wie können wir Spiele verändern?

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MONOPOLY

Vom 09. August – 12. August 2012 findet im und um das Berliner Computerspielemuseum das Festival Playpublik statt. Wir waren dort und haben einen Workshop zum Thema Monopoly Modding angeboten. Was wir dabei gelernt haben und wie auch im Hinblick auf unsere Sammlung das Modifizieren von Spielen eine große Rolle spielt, dass besprechen wir hier. 

 

Unter sogenannten Vielspielern ist das Brettspiel Monopoly verpönt. Es sei ein schlechtes Spiel heißt es unter den Strategen und Kenner – zu langatmig, zu wenig Interaktion, zu glückslastig, kaum Wendungen, etc. Trotzdem ist Monopoly das erfolgreichste Lizenzspiel aller Zeiten. Zudem erfreute es sich in der DDR größter Beliebtheit.

In unserem Projekt „NACHGEMACHT – Spielekopien aus der DDR“ konnten wir herausfinden, dass Monopoly das Spiel war, dass mit Abstand am häufigsten kopiert wurde und das obwohl oder gerade weil das Spielziel den staatlichen Maximen die damals gültig waren völlig entgegen stand. Die Kopien die nunmehr zentraler Bestandteil unserer Sammlung sind, sind völlig verschieden. Bei einigen handelt es sich um möglichst detailgetreue „Plagiate“, andere sind umgestaltet, einige auf die eigenen Lebenssituation gemünzt und wieder einige arbeiten in ironischer Art und Weise politische Gegebenheiten des eigenen Landes auf – ein Unterfangen, dass durchaus Gefahren in sich bergen konnte. Regeländerungen wurden z.T. auch vorgenommen und teilweise wurden ausgehend vom Parker-Klassiker ganz neue Spiele erdacht.   

In unserem Workshop zum Playpublik Festival haben wir versucht dieses Phänomen aufgreifen und unter aktuellen Umständen umzusetzen. Wie könnte ein Neukölln-Monopoly  aussehen, was wären die Ziele eines Facebook-Monopolys oder wie könnte der Spielmechanismus einer Zeitkomponente in das Spiel integriert werden? In einem gemeinsamen Workshop versuchten wir Monopoly zu modifizieren. Doch schnell wurde klar, das ist leichter gesagt als getan:

Denn beim Versuch, gemeinsam mit einigen Workshop Teilnehmern und Teilnehmerinnen ein Monopoly umzusetzen, dass in Berlin zur Zeit des Kalten Krieges spielt, kamen schnell ganz grundlegende Fragen auf: Worin besteht eigentlich das Ziel des Spielers – denn das Streben nach Geld war doch unterschiedlich auf beiden Seiten. Als welche Figur identifiziere ich mich? (Wir einigten uns am Ende auf Agenten.) Und worin bestehen meine Handlungsmöglichkeiten? Durch diverse Herausforderungen bemerkten wir, dass es verschiedene grundsätzliche Ebenen gibt, auf denen ein Spiel verändert werden kann:

  1. die Gestaltungsebene (Aussehen)
  2. die Inhaltseben (Narration)
  3. die Mechanismusebene (Spielprinzipien & Regeln)

Diese Arten der Veränderung erleben wir auch immer wieder bei unseren nachgemachten Spielen aus der DDR. Das Monopoly von Maik aus Chemnitz, dass (den Ereigniskarten nach) kurz vor oder nach der Wende entstanden sein muss, macht die Veränderungen auf verschiedenen Ebenen deutlich.

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Die Gestaltung (1.), die er selbst mit Pappe und Buntstiften vorgenommen hat, ist individuell. Auch die Geschichte (2.), die das Spiel erzählt, ist eine andere – ist die Rahmenhandlung doch offensichtlich in einer Stadt (Chemnitz?) um die Wendezeit eingebettet. “Honecker kommt zurück an die Macht” – kann da schonmal zur bedrohlichen Ereigniskarte werden. Nicht allein, weil diese Vorstellung für den Bastler des Spiel wohl recht beängstigend gewesen sein muss, sondern auch, weil die Folge im Spiel – “Enteignung” ein ganz neues Spielprinzip (3.) implementiert. Durch die “Enteignung” (Honecker) und die “Vermögenssteuer” (Kohl) werden neue Spielideen eingeführt, die das Spiel – wenn auch nicht im Grundsatz – doch erheblich verändern. Damit lassen sich also Variationen auf allen drei genannten Hauptebenen nachweisen.

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Sogar einer Währungsreform war das Spiel unterzogen und das DDR Spielgeld wurde nach der Wende mit Westspielgeld überklebt. Spätestens damit erweist sich ein weiteres Mal, dass die Einzelstücke unserer Spiele historische Zeugnisse der Alltagskultur sind. Und spätestens seit unserem ersten Versuch, selbst ein Spiel zu modifizieren, haben wir gemerkt, dass derartige Bemühungen weitaus diffiziler sind, als man zunächst denken mag. Große Anerkennung gebürt den Spieleentwicklern und Spielebastlern.

Bei unserer kommenden Spieleausstellung in der Johannstadthalle in Dresden möchten wir – nun um einige Erfahrungen reicher – den Workshop ein weiteres Mal anbieten und Monopoly modifizieren. In Dresden werden wir als Sonderausstellung im Rahmen eines ganz neuen "Museums" rund um die Wohnkultur Dresdens und darüber hinaus zu sehen sein. Eröffnet wird die Schau am 02. November diesen Jahres, zusammen mit dem alljährlichen "Dresden spielt!".

 

Autor: Martin

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