Sparwasser und das Kugelspiel

Kugellabyrinth

Heute dreht sich alles um die Kugel. EM Finale! Deutschland hat es knapp verpasst. Doch wie sah der Fußball eigentlich aus als das geteilte Land noch aus DDR und BRD bestand? Ein Rückblick auf den Frust der Jugend und DDR Fußball…

 

 

 

 

Im letzten Monat hat dieser unser Blog ein historisches Hoch erreicht – soviele Besucher wie noch nie zu vor. Dafür danken wir unseren regelmäßigen Lesern. Doch seit wenigen Wochen verzeichnen wir immer mal einzelne Tage, an denen die gewohnte Besuchermenge ausbleibt. Der Grund ist schnell erkennbar: Fußball! Die EM war populär wie nie und das Finale ist nur noch Stunden entfernt. Zwar hat Deutschland den Einzug ins Finale knapp verpasst, doch es ist kein Zufall, dass sich unser heutiges Spiel ganz um die Kugel dreht. 

 

 

Das Kugelspiel oder Kugellabyrinth ist ein Geduldsspiel, dass mich auch schon als Kind auf die Palme gebracht hat. Umso schöner, dass wir nun, als junge Erwachsene, mit diesem handgemachten Werk an unseren kindlichen Frust von damals erinnert werden. Ziel ist es die Metallmurmel durch das Labyrinth ins Ziel zu bringen, ohne in eines der Löcher zu fallen. Ein Ding der Unmöglichkeit dachte ich damals. Doch lasse ich heute die Kugel über das Brett rollen, gelingt es mir ganz gut. Das mag zudem daran liegen, dass das fuchsfarbene Plaste-Brett, dass als durchlöcherte Fläche dient doch relativ großzügig gearbeitet ist. Besonders bemerkenswert ist der ausgeklügelte Mechanismus der mithilfe von gespannten Seilen die Flächen millimetergenau bewegt. Zudem rollt die Kugel – ist sie dann doch mal in eines der schwarzen Löcher geplummst – wie von Zauberhand wieder zurück in die Ausgangsschale.

 

 

Ein guter Spieler ist in diesem Spiel derjenige, der das Ende erreicht, ohne das die Kugel einmal reingeht. Ganz im Gegenteil zum Fußball also: Wenn hier der Ball nicht im Netz landet, ist es in der Regel ein langweiliges Spiel. Jeder Treffer kann etwas ganz besonderes sein. So erinnert sich bestimmt auch noch Tobias aus Pirna, der das Kugelspiel damals anfertigte, an einen ganz besonderen Treffer aus Sicht der DDR Bürger.

 

Die DDR und die BRD trafen im Fußball nur einmal aufeinander – Weltmeisterschaft 1974: BRD und DDR werden bei der offiziellen WM Auslosung zusammen in eine Gruppe gezogen. Ein Spiel – David gegen Goliath. Das 74er Team der Bundesrepublik gilt als klarer Favorit mit all seinen großen Namen wie Beckenbauer, Netzer, Hoeneß und Maier. Als Roboterfußball wurde das Spiel der DDR belächelt. Doch unabhängig von der sportlichen Komponente war klar, dass dieses Spiel auch eine politische Dimension hat. Das Spiel gegen den Klassenfeind. Ein Einmaliges Ereignis, da das gemeinsame Spiel die Nationen vereinte, sowohl auf dem Rasen als auch vor den Fernseher- und Radiogeräten zuhause. In der 78. Minute dann trifft Jürgen Sparwasser aus Magdeburg das Leder ins Sepp Maiers Netz. Ein Tor, dass in die Geschichte eingehen sollte, gerade da es von nahezu niemanden erwartet wurde. Dieses Spiel endete mit einem 1:0 Sieg für die DDR, die jedoch in der Folge sang und klanglos aus dem Turnier ausschied. Die BRD war durch die Niederlage so aufgerüttet, dass sie wieder zu alter Form und Konzentration fanden und Weltmeister werden sollte. Dieses Spiel war vorüber, doch das Duell der beiden Staaten sollte noch 15 Jahre anhalten. Für die EM Qualifikation 1990 wurden die beiden Staaten abermals als Gegner ausgelost, doch die Geschichte machte einen Strich durch die Rechnung, die Mauer fiel und Deutschland wurde wieder eins.

 

 

Was aus der Geschichte bleibt ist das eine Tor von Sparwasser, der Sieg der DDR und die Gewissheit, dass selbst heute dieses Ereignis immer wieder ins Gedächtnis tritt, wenn man an Ballsport, Kugelspiele und die DDR denkt. Die DDR Auswahl war Weltmeisterbesieger. Der Dokumentarfilm “Das deutsche Duell – Fußballspiel im Kalten Krieg” von Lutz Pehnert fasst die Geschichte zusammen:

 

 

 

Autor: Martin