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ORWO - Unkaputtbar!

NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Scotland Yard

SCOTLAND YARD

Wir sind Kinder des digitalen Zeitalters, was man an unserem Blog, den digitalen Fotos, Videos und Audiointerviews leicht erkennen kann. Geboren sind wir jedoch, als Filme noch auf Zelluloid gedreht wurden. Ein aus ORWO-Fotopapier gebasteltes „Scotland Yard“ gibt Anlass, sich an eine Zeit zu erinnern, als man die Medien noch anfassen konnte.


Scotland Yard wurde zum Spiel des Jahres 1983 gekürt. Im Unterschied zu allen anderen Ausgezeichneten wurde es von einer Gruppe von Autoren erfunden, die für den Ravensburger Verlag arbeiteten. Erst viel später wurden die Namen der Schöpfer bekannt gegeben: Werner Schlegel, Dorothy Garrels, Fritz Ifland, Manfred Burggraf, Werner Scheerer und Wolf Hoermann. Das jährlich vergebene rote Männchen, war auch für die Bürger der DDR eine Orientierung in der Spielewelt, die im eigenen Land recht spärlich war. Mit dem Entstehen dieser Auszeichnung vermehrten sich auch die Spielekopien im Osten, wie wir aus unser mittlerweile 86 Spiele umfassenden Sammlung ablesen können. Das von Axel nachgemachte Scotland Yard hat neben einem kleinen Rechtschreibefehler – so wurde aus „Underground“ der „Ounderground“ - und einem im Regent’s Park versteckt lebenden Ottifanten eine weitere Besonderheit: es wurde auf Fotopapier der ORWO-Werke gemalt. 

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Um den Betrieb rankt sich eine bewegte Geschichte, die trotz zahlreicher Turbulenzen noch immer andauert, denn ORWO gibt es noch heute. ORWO, kurz für „Original Wolfen“ hieß bei der Gründung 1909 in dem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt noch „Agfa Filmfabrik Wolfen“ und war die erste Fabrik der Welt, die im Jahr 1936 Farbfilm herstellte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Werk geplündert. Das Wissen um die komplizierte Farbfilmherstellung wurde von Amerikanern entwendet, die Maschinen zur Herstellung nach Russland abtransportiert. Dennoch versuchte man einen Neuanfang, aber das Personal wanderte vor dem Bau der Mauer in das Agfa Partnerwerk nach Leverkusen ab, bis es von politischer Seite unterbunden wurde. Man beschloss ein eigenes Markenzeichen zu schaffen und erfand ORWO. Dem folgte eine nie dagewesene Werbekampagne, welche die Marke auf dem Weltmarkt etablieren sollte. Man führte den indischen und ägyptischen Filmmarkt, aber an Amerika scheiterte man, da die Einfuhr von Waren aus dem Ostblock mit Strafzöllen belegt wurde. 

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Die Entwicklung von ORWO-Filmen unterschied sich von der des Marktführers Kodak. Das führte zu technischen Problemen, die den Erhalt der Marke gefährdeten. Man forschte und entwickelte, um ein komplette Umstellung auf das zum Standard erhobene Kodakverfahren zu ermöglichen. Man baute neue Hallen und wartete auf den Startschuss der Politik, aber dieser kam nicht. Mittlerweile, im Jahr 1989, war das wirtschaftliche Ende der DDR Nahe. Die Wende kam und mit ihr das Ende des Volkseigenen Betriebes. Bemühungen ORWO der neuen Marktwirtschaft durch Privatisierung anzupassen und fortzuführen scheiterten 1994. Zuvor noch in „Filmfabrik Wolfen GmbH“ umbenannt, wurde die Fabrik nun „ORWO AG“ getauft und ging 1997 wieder insolvent. Was übrig blieb war nur ein vergleichsweise kleiner Rest an Kapazitäten, aber man stellte sich erneut als „ORWO Media GmbH“ auf und setzte auf moderne Technologien. Zelluloid wurde von den Pixeln abgelöst und endlich stellte sich auch wieder Erfolg für die Firma ein. Künstlerisch war diese Umstellung für viele sicherlich eine Irritation, für ORWO jedoch eine neue Richtung. Ab hier würde dieser Artikel umschlagen von historischem Bericht zu ganz aktueller Schleichwerbung. Daher möchte ich hier mit einem Filmcliptipp schließen: Original Wolfen: Geschichte des ORWO-Films.


Autor: Geis

P.S.: Das Wort “unkaputtbar” stammt im Übrigen aus der Werbung und wurde erstmals kurz nach der Wende mit der Einführung einer gewissen PET-Flasche verwandt. Mittlerweile steht das eigentlich “falsche” Wort im Duden und erfunden wurde es von Coca-Cola.

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