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Als die Mauer fiel wie Dominosteine

NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Blumendomino
 
BLUMENDOMINO
 
Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls durchzog Berlin eine Reihe von menschengroßen Dominosteinen, die feierlich zu Fall gebracht wurden (Fotos von Spiegelonline hier). Warum wählte man 2009 diesen Vergleich zu einem Spiel und wie passend war dieser wirklich?
 
 
Das vom Deutschen SPIELEmuseum entdeckte Blumendomino, welches sich nun in unserer Sammlung und Ausstellung von nachgemachten Spielen aus der DDR befindet, ist eine Kindervariante des bekannten Klassikers. Wo sonst kleine Punkte in weiß auf schwarz, oder umgekehrt, einen kleinen rechteckigen Stein zieren, wählte man in dieser Variante Blumen. Jeder Spieler erhält einige dieser „Steine“, einer davon kommt in die Mitte und nun wird reihum angelegt. Wer zuerst keine Steine mehr hat, gewinnt das Spiel. Das von einem unbekannten Bastler gemachte Spiel, war vermutlich eine gekaufte Vorlage, die dann ausgeschnitten, auf Pappe geklebt und einem selbst bemalten Kistchen aufbewahrt wurde. Blumendomino ist ein Spiel, welches noch heute erhältlich ist und auch selbst gemacht werden kann. Unter DIESEM LINK kann eine Vorlage heruntergeladen werden.
 
NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: BlumendominoNACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: BlumendominoNACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Blumendomino
 
Mit diesen aus Papier hergestellten „Steinen“ konnte jedoch nicht jenes beliebte Geschicklichkeitsspiel gespielt werden, bei dem man die Dominosteine auf ihrer Längsseite so aufstellt, dass beim Umfallen eines einzelnen Steines in einer Kettenreaktion alle weiteren umfallen. Genau das wurde zum Jubiläum des Mauerfalls quer durch Berlin hindurch getan. Man baute übergroße Steine auf, die verschiedenartig gestaltet wurden und entlang dem ehemaligen Grenzverlauf auf den Straßen aufgestellt wurden. Schließlich stieß man diese feierlich um und setzte das unaufhaltsame Fallen hunderter Steine in Gang. Man erinnerte an den Fall den Mauer 1989, deren Fall letztlich nur durch ein Versehen, quasi einen „Versprecher“ ausgelöst wurde, als Ost-Berlins SED-Chef Günter Schabowski am Abend in einer sonst ereignislosen Pressekonferenz bekannt gab, dass die Reise über die Grenzen der DDR und Berlins ab sofort in beide Richtungen mit einer neuen „Reiseregelung“ maßgeblich vereinfacht wurde. Schabowski war sich nicht bewusst, dass dieser Beschluss, erst am Folgetag veröffentlicht werden sollte. Die Ereignisse dieser Tage überschlugen sich und so wusste er davon bei der Überreichung des Papiers schlichtweg nichts. Die Grenzen sollten zwar geöffnet werden, allerdings kontrollierter, als es letztlich geschah. Günter Schabowski erklärt Jahre später noch einmal in diesem Video, wie der Verlauf der Dinge seiner Meinung nach war.
 
 
Die Herausforderung bei dieser Form des Dominospiels ist es nicht die Steine umzustoßen, sondern sie Aufzustellen. Schabowski sagte in diesem Interview selbst, dass die DDR bereits am Ende war und die Öffnung der Grenzen unausweichlich. Doch hierbei muss immer erwähnt werden, dass die Bürger der DDR einen entscheidenden Beitrag zu diesem Umstand leisteten, sei es durch die massiven Ausreisen über ausländische Grenzen in den Monaten zuvor oder den friedlichen Montagsdemonstrationen. Die „Dominosteine“ die am 9. November umfielen, waren nicht einfach vorbereitete Beschlüsse der SED-Regierung, sondern sie wurden mit vereinter Kraft von den Bürgern erzwungen. Das jedoch fehlte, als 2009 dem Mauerfall gedacht wurde, denn dort fielen die Steine einfach um, was für die Zuschauer sicherlich sehr reizvoll war anzuschauen. Ähnlich verhält es sich mit der Berichterstattung zum Fall der Mauer, die oftmals auf Bilder von ausreisenden Menschen reduziert wird. Dass es 1989 zur Wiedervereinigung kam, ist jenen zu verdanken, die sich schon Jahrzehnte vor der Wende für Frieden, Freiheit und Gleichheit eingesetzt haben.
 
Autor: Geis

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