In unserem letzten Audiobeitrag erzählte uns Andreas kurz von seinem Börsenspiel, welches er vom Original kopierte. Dem Nachmachen selbst haftet stets das Verbotene an, obwohl dies in der Musik oder dem Theater bereits ganz gewöhnlich ist.
„ACTA!“ - ein Signalwort, das alle, die schon einmal eine CD kopiert haben, aufschrecken lässt. Nie waren die Themen Urheberrecht, Vervielfältigung oder schlicht das „Kopieren“ so präsent wie heute. Das liegt sicherlich auch daran, dass es unkomplizierter geworden ist, Inhalte Anderer zu duplizieren: Mit Strg-C und Strg-V werden nicht nur private Dateien kopiert. Dass mit ACTA nun ein allgemein gültiges Gesetz zum Schutz geistigen Eigentums eingeführt werden soll, scheint ein toller Gedanke zu sein, die Art der Umsetzung dieser Idee ist es jedoch nicht. Man will die Weltwirtschaft vor weiteren Einbrüchen schützen, vergisst dabei aber die Bedeutung von Austausch des geistigen Eigentums. Die Folgen einer Durchsetzung dieses Abkommens sind schwer abzuschätzen und nicht ohne Grund haben viele Staaten, so auch Deutschland, es vorerst abgelehnt.
„FAUST!“ - ein Signalwort für alle Schüler, die sich mit ihrer Klasse etwa zehn verschiedene Inszenierungen anschauen müssen. ACTA versucht die digitale Welt zu kontrollieren, andere Medien hingegen zeigen, wie mit dem Kopieren ein kreativer Prozess in Gang gesetzt wird. Im Theater ist es gar keine Frage, ob am Original etwas verändert werden darf, es muss! Wer das berühmte Bühnenstück von Goethe kennt, der kennt nicht nur ein einzelnes Werk, sondern eine Vielzahl von Interpretationen. Es wird ständig an die aktuelle Zeit angeglichen, verkürzt, erweitert, mit anderen Texten vermischt und bleibt doch das gleiche Stück. In der Musik bezeichnet man diese Art des Nachmachens als „Remix“, bei Computerspielen sind es die „Mods“ und in der bildenden Kunst?
„FÄLSCHUNG!“ - ein Signalwort für eine Reihe Maler, die ihren Werken berühmte Originale zu Grunde legen. Als Beispiel soll der Maler Glenn Brown dienen. Brown überträgt den Habitus der digitalen Welt auf seine Gemälde. Er kopiert Dali, Rembrandt oder einfach sich selbst, wobei die Gemälde dabei auf eine Weise verfremdet werden, dass sie wie ein Computerausdruck einer intensiven Photoshop-Behandlung erscheinen lassen. Er imitiert die digitalen Effekte mit dem Pinsel auf eine Art und Weise, die das Publikum dazu verführt, die Bilder anzufassen oder anzulecken, um ihrer „Echtheit“ auf den Grund zu gehen. Er schreckt auch nicht vor noch lebenden Künstlern zurück, wofür er schon vor Gericht stand. Seiner Art zu arbeiten haftet etwas Verbotenes an und zugleich etwas Reizvolles. Ein kurzes (englischsprachiges) Video zeigt den Ausstellungsbesuch des „Fälschers“ John Myatt und seine Reaktionen auf Glenn Browns Bilder.
„MONOPOLY“ - ein Signalwort für DDR-Bürger? Auch Andreas' Börsenspiel zeigen wir ab dem 05. Mai im Deutschen SPIELEmuseum in Chemnitz. Seine Kopie war eher von Mangel motiviert und weniger von der Absicht ein Statement zu formulieren. Dennoch lässt es, wie die anderen Spiele unserer Sammlung, die Grenzen zwischen Spiel, Kunst und politischer Stellungnahme verschwimmen.
Autor: Geis
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