“Jammer-Ossi” und “Besser-Wessi” – Klischees zwischen West und Ost

SPIELFIGUREN

Zahlreiche Spiele die auf dem Westmarkt vertrieben wurden, waren in der DDR nicht zu haben – unser Blog zeigt wie aktive Bastler zu Leim, Schere und Suralin griffen und die Spiele nachbauten. Dieses Phänomen bestätigt zumindest das Klischee vom “Ossi” als Bastler. Welche Klischees es noch gab und ob und wie sich diese im Laufe der Zeit wandelten, hinterfragt dieser Artikel.

Wie auch der Bericht der Sendung nano zeigt, sind die Klischeebilder zwischen Ost und West von einer gewissen Asymmetrie geprägt. So klingt nicht selten durch, dass Bürger der alten Bundesländer ihre ostdeutschen Mitbürger für kleinbürgerlich und rückständig halten. Hingegen assoziiert man im Umkehrschluss den Westbürger bisweilen mit Habgier, Überheblichkeit und dem “Ellenbogen”. Allerdings ist fraglich, seit wann derartige Klischees kursierten. Anzunehmen ist, dass sie bereits zu frühen Zeiten des geteilten Deutschlands ihren Ursprung fanden – als in der BRD das Wirtschaftswunder boomte und die D-Mark zu einer starken Währung avancierte, während man in der DDR weiterhin den Plan erfüllen musste und die Staatsmittel einer strengen Zuteilung unterlagen.

Dass auch darum der Westbürger als freier und reicher Lebemann assoziiert wurde, zeigen auch Hartmuts selbstgebastelten Spielfiguren. Sie fanden Ihren Einsatz bei den Spielen, die einen freien Markt als Spielwelt inszenierten – so zum Beispiel Monopoly oder Geld und Börse. Neben dem englischen Lord, dem deutschen Bänker und dem französischen Landherren findet sich auch der übermächtige Öl-Scheich, die Lieblingsfigur des Spielemachers Hartmut. Bemerkenswert an den Suralin-Figuren ist zudem, dass fast jede Figur mit besonderem Detailreichtum gearbeitet ist. So sind Glasmonokel, Zeitungspapierschnipsel und Diamantring nur einige der Feinheiten, die man an den Figuren entdecken kann.

Welches Klischee die Figur im braunen Mantel mit tiefschwarzer Sonnenbrille verkörpern soll ist ungewiss. Sollte es gar das Klischee des IMs sein, so lässt sich erahnen welche Rolle hier dem eigenen Staat damals in der Weltpolitik zugemessen wurde.

Autor: Martin