HASE & IGEL
Michael war schon immer ein leidenschaftlicher Spieler. In seiner Wohnung stapeln sich die bunt glänzenden Kisten neuer Gesellschaftsspiele. Sein neuester Kauf: Hase und Igel – das Spiel, dass 1979 erstmals den Titel „Spiel des Jahres” verliehen bekam.
Doch `79 konnten nur Bürger der BRD das Spiel kaufen. „In der DDR war es schlichtweg so, dass du die Westspiele nicht kaufen konntest – da musstest du schon Verbindungen haben.“, so Michael. Doch für den Mitte 40jährigen Ostberliner war dieses Problem lösbar. Die kirchlichen Kreise, in denen auch seine Familie war, besorgten hin und wieder Westspiele über den Intershop oder persönliche Kontakte. Michaels Eltern skizzierten diese nun und bauten sie liebevoll nach. Die Arbeitsteilung war klar: „Der Vater erstellte meistens das Brett und die Figuren und die Mutter gestaltete“ Und das mit viel Liebe. Die zahllosen Karten die Hase und Igel umfasst, wurden mit Buntstift von der Mutter handgemalt. Auch für die übrigen Spiele, die von der Familie bis heute aufgehoben wurden – Sagaland und Mitternachtsparty – wurden händisch gemalt und gebastelt. „Not macht erfinderisch“, resümiert Michael beim Blick auf die Plastikbäumchen die seine Mutter für Sagaland benutz hat. Wo diese herkamen, weiß er heute nicht mehr.
Die Leidenschaft für Spiele und der Wille zum nachbasteln haben die Eltern ihrem Sohn ganz sicher übertragen. So das er später, als Student weitere Spiele nachmachte. Vor allem an die Spieleabende, die er sich mit seinem eigenen Malefiz um die Ohren geschlagen hat, erinnert er sich gerne zurück und präsentiert das Brett auch mit einem gewissen Stolz. Das Brett selbst schwer und mit einer Tapete bespannt, ganz so wie sie früher der Vater gemacht hatte. An der Freude mit der Michael uns seine Spiele präsentiert zeigt sich, dass es hierbei um mehr geht als das Spiel an sich. Die persönliche Geschichte und die Erlebnisse die er mit seinen Unikaten verbindet, zeichnen seine Kopien aus. Kein Wunder, dass seine nachgemachten Spiele schon sehr benutzt aussehen. Einige der glänzenden Kisten der gekauften Spiele sind immer noch in Folie eingeschweißt.
Autor: Martin
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