RACKO
Dass viele nachgemachte Spiele aus einem Mangel heraus entstanden sind, haben wir schon oft beschrieben. Wie damit umgegangen wurde, zeigen wir am Beispiel von Racko.
„Mir hatten ja nüscht!“ tönt es immer wieder, wenn man das Thema DDR anspricht. Das ist so jedoch nicht ganz richtig, denn es war nicht selten der Fall, dass zwar das nötige Geld, aber nicht die nötigen Waren vorhanden waren. Ein Trabi kostete Geld, aber vor allem Zeit und viel Geduld. Nur wenigen Privilegierten war ein sofortiger Kauf eines derartigen Wertobjekts möglich. Aus meiner eigenen Familie weiß ich, dass erst nach der Wende das Dach des Hauses repariert werden konnte, nicht weil es dafür kein Geld, sondern vor allem keine Materialien gab.
Racko wurde in den 80er Jahren von Andreas nachgemacht, der uns schon einige andere Kartenspiele zur Verfügung stellte. Das besondere an diesem Exemplar ist, wie einfach es funktioniert: Jeder hat einen Kasten vor sich, in den 12 Karten mit Nummern eingesteckt werden – für die anderen Spieler verdeckt. Jetzt muss jeder durch Tauschen dieser Karten von vorn nach hinten eine im Zahlenwert aufsteigende Reihenfolge bauen. Dabei darf er die Karten nicht untereinander, sondern nur mit Karten aus der Mitte und denen seiner Mitspieler tauschen. Wer dies als erstes schafft, gewinnt das Spiel und wer richtig tauscht, kann nicht nur sich weiter helfen, sondern den Gegner entschieden behindern.
Hamstern ist bei Racko nicht möglich, war jedoch Usus in der DDR. Von einigen Spielesammlern haben wir immer wieder gehört: Wenn es irgendwo Waren gab – vorzugsweise Autoteile – wurde unter den Freunden herum telefoniert und dann wurde gekauft, was die Palette hergab, ganz gleich ob man die Teile brauchte oder nicht. Man sammelte Tauschobjekte. Damit wurde der Mangel natürlich noch weiter verschärft, verschaffte aber den „Hamsterern“ einen entscheidenden Vorteil für das nächste Geschäft.
„Geld spielte keine Rolle“, sagt Martin Böttger in einem Interview mit der Freien Presse. Dort stelle er sein in der DDR entwickeltes Spiel „Bürokratopoly“ vor, welches eine Mischung aus Monopoly und Risiko war. Er wollte etwas „für hiesige Verhältnisse was erfinden“ und ihm war klar: „Um Geld konnte es nicht gehen […] aber Macht, Beziehungen, Karriere“. Der Artikel kann Online nachgelesen werden: http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Buerokratopoly-macht-immer-noch-Spasz-artikel7956995.php
Über geschickte Züge arbeitet man sich auf der Karriereleiter nach oben – bis zum Generalsekretär. Auch Bürokratopoly zeigen wir ab dem 05. Mai im Deutschen SPIELEmuseum in Chemnitz. Am Wochenende trafen wir den Autor persönlich und führten ein interessantes Interview, welches hier bald mit einer genauen Beschreibung des Spiels vorgestellt werden wird.
Autor: Geis
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