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Ist das Kunst, oder kann das weg?

NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Meine Worte, Deine Worte - Ist das Kunst, oder kann das weg?MEINE WORTE, DEINE WORTE

Was ist überhaupt ein Spiel und was bezeichnet man als Kunst? Zwei Fragen, die schon viele Leute in zahlreichen Worten versucht haben zu beantworten. Beim Sammeln nachgemachter Spiele, sind uns einige begegnet, die durchaus als Kunstwerke bezeichnet werden können. Man darf sich streiten, ob Meine Worte, Deine Worte Kunst ist, aber wir freuen uns, dass es zumindest nicht weggeworfen wurde. Mehr dazu im Artikel.

 
Was Kunst und was Spiel ist, kann hier nicht beantwortet werden, auch wenn wir beim Erstellen unserer Sammlung viele schlaue Aussagen darüber gelesen und gehört haben. Lothar Schubert, Bastler und Sammler von Spielen, sieht den Sinn im Spiel, dass „man lernt, vor allem lernt zu verlieren“. Für Martin Böttger, dem Autor des Spiels Bürokratopoly, ist zentraler Bestandteil des Spiels „die Möglichkeit, verschiedene Entscheidungen zu treffen“. Beim Basteln seiner Spiele, traf er ganz bewusste Entscheidungen, wie er das Spiel gestaltete. Jeder, der ein Monopoly nachmachte entschied sich, ob er das Spiel gleich der Vorlage gestaltete, oder einzelne Elemente abwandelte. Oftmals gab das nicht vorhandene Material vor, was verändert werden musste. Kreativität war hier gefragt und machte das Basteln des Spiel, laut Böttger, schon zum Spiel selbst. 

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Eine solche gestalterische Entscheidung traf der unbekannte Bastler des Spiels Meine Worte, deine Worte, welches sich in der Sammlung von Rudolf Rühle befindet. Er entschied sich, die Anleitung zum Spiel nicht als Zettel hinzu zu legen, sondern auf den Deckel der Box zu schreiben. Dabei verwendete er ausschließlich Großbuchstaben, Punkte wurden mit einem „/“ dargestellt und Bindestriche mit zwei „//“. In zwei exakten Blöcken aufgeschrieben, gab er damit dem Spiel rund um das Legen von Worten ein Äußeres, das zum Verständnis der Regeln eher unübersichtlich wirkt, aber gestalterisch aussagekräftig ist. Doch es gibt zahlreiche Spiele, die nicht nur in der Gestaltung außergewöhnlich sind. 

TrainTrainTrain

(Quellen der Bilder jeweils verlinkt)

Brenda Brathwaite ist Autorin des Spiels Train, welches im Grunde unspielbar ist. Grund hierfür ist zwar auch, dass es nur ein Exemplar davon gibt, aber auch das Ziel des Spiels ist hierfür verantwortlich. Zuerst einmal geht es darum, einen Zug mit möglichst vielen Spielfiguren zu beladen. Durch das Ziehen und Ausspielen von Karten gelangt dieser dann von A nach B und sobald das Ziel erreicht ist, erfährt der Gewinner das Ziel der Reise, welches Auschwitz, Dachau, Buchenwald, oder ein anderes Konzentrationslager ist. Die Autorin reiste mit ihrem Spiel durch Amerika und ließ zahlreiche Spieler, diese bittere Erkenntnis machen. „Wie ein hundert Fuß tiefer Fall“, beschreibt die Autorin den Moment der Erkenntnis. Ein ausführlicher Artikel zum Spiel Train befindet sich auf Destructoid.com

Auch in Deutschland und auch außerhalb der Brettspielszene geht man mit künstlerischer Freiheit an bekannte Spielprinzipien. Im Computerspielemuseum in Berlin ist beispielsweise die sogenannte PainStation zu finden. Dabei spielt man das uralte Spiel Pong, mit dem Unterschied, dass ein Misserfolg mit physischen Schmerzen bestraft wird: Hitze, Strom und Peitschenschläge. Jeder über 18 Jahren, darf das Spiel dort ausprobieren. Ein Video der beiden Künstler Volker Morawe und Tilmann Reiff, sowie eines von Brenda Brathwaite und ihrer weiteren Arbeiten sind hier zu sehen: 

   

Kunst und Spiel verstecken sich überall und auch eine klare Definition ist ausgeschlossen. Freud meinte mal ganz lakonisch: „Das Gegenteil von Spiel ist nicht ernst, sondern Wirklichkeit“. Im Falle der nachgemachten Spiele aus der DDR liegt er damit richtig und zugleich vollkommen daneben, denn natürlich waren die Spiele auch damals eine Möglichkeit, der Realität zu entfliehen. Doch nicht selten wurden ganz reale Erlebnisse eingearbeitet. Heute stellen wir dieses Spiele ins Museum, denn sie erzählen uns etwas über unsere vergangene Wirklichkeit – oftmals genauer und eindrücklicher, als meine Worte oder deine Worte es vermögen. 

Autor: Geis



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